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Fünf kleine Pakete für ein nachhaltig(er)es Weihnachten

Hand aufs Herz: Weihnachten ist eine Materialschlacht. Nicht von ungefähr kommt vielen der Gedanke, doch mal etwas anders zu machen – klimaschonender, nachhaltiger. Aber im Strudel von Kekse backen, Geschenkelisten aufstellen, Fotokalender für die Großeltern basteln und Quarantäne balancieren, kann man schon mal denken: „Naja, vielleicht im nächsten Jahr…“ Wir haben uns ein paar Gedanken gemacht und hoffen, Ihnen mit unserer Zusammenstellung die ein oder andere kleine – aber wirksame – Entscheidung leichter machen zu können. Von Anna Groschwitz und Silke Pohl.

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Zum Frühstück, im Tee, bei der Weihnachtsbäckerei: 1,1 kg Honig isst jede*r Deutsche pro Jahr. Nur ein Drittel des konsumierten Honigs wird in Deutschland erzeugt. Der Rest kommt aus Ländern wie der Ukraine, Mexiko, Argentinien. Auf den Gläsern im Supermarkt steht dann „Honig aus EG- und Nicht-EG-Ländern“. Für ein Glas Honig fliegen Bienen übrigens so viele Blüten an, dass die Gesamtstrecke einmal um die Erde reicht. Es sollte uns allen ein Anliegen sein, diese faszinierenden Lebewesen zu schützen. Viele Imker setzen sich deshalb gegen Pestizide in der Landwirtschaft ein.
Einkaufstipp: Honig ist ein edles Lebensmittel. Genieße es in Maßen. Du kannst den Honig vor Ort beim Imker oder der Imkerin Deines Vertrauens kaufen. Auch die Weltläden bietet Honig – fair und bio, also mit besseren Lebensbedingungen für Mensch und Biene als der Supermarkt.
Wegwerftipp: Gebt Honiggläser nur gut ausgespült in den Müll. Wenn Bienen Honigreste finden und schlecken, können sie sich mit gefährlichen Krankheiten wie der Amerikanischen Faulbrut anstecken!
Buchgeschenktipp: Maja Lunde „Geschichte der Bienen“
Thomas D. Seeley „Bienendemokratie. Wie Bienen kollektiv entscheiden und was wir davon lernen können“
Gemeindetipp: Bienenhaltung ist im Trend: Fast 1 Million Bienenvölker gibt es derzeit in Deutschland. Das sind 43 % mehr als vor 10 Jahren. Vielleicht demnächst auch auf Eurem Kirchengrundstück oder dem Friedhof? Wir vermitteln gern den Kontakt zu Imkern. Silke Pohl, nagel@infozentrum-dresden.de

Gute Vorsätze fürs neue Jahr Teil I:
Endlich den Stromanbieter wechseln! Dabei sollte man darauf achten, Anbieter zu wählen, die nicht nur eine Öko-Linie im Angebot haben, sondern konsequent auf Erneuerbare setzen und deren Ausbau fördern. Atomstrom muss dabei ausgeschlossen werden – aufgrund des hohen Aufkommens radioaktiven Mülls und enormen Aufwands und Gewässerbelastung durch die Kühlung ist er nicht nachhaltig! Gute Strom-Siegel sind „Grüner Strom“ und „OK-Power“. Mittlerweile gibt es auch einige sehr gute Anbieter, die bewusst auf diese Label verzichten und teilweise sogar noch höhere Standards haben.
Auf www.utopia.de/ bestenlisten/die-besten-oekostrom-anbieter/ gibt es eine Zusammenstellung.

Gute Vorsätze fürs neue Jahr Teil II:
Geldgeschenke richtig anlegen: Zu viele (fast alle) deutsche Banken investieren nach wie vor in Rüstungsunternehmen und die Kohleindustrie. Die NGO urgewald recherchiert dazu gründlich und regelmäßig. Es gibt Alternativen, die sich durch höchste Transparenz, konsequentes Desinvestment in Menschenrechts- und Umweltverletzungen auszeichnen und ausschließlich in Projekte für z.B. Energieeffizienz, Chancengerechtigkeit oder ökologische Landwirtschaft investieren. Bei www.urgewald.de/alternativbanken finden sich Empfehlungen. Auch einige kirchliche Banken schneiden sehr gut ab.
Wer sich näher mit dem Thema befassen will, dem sei das EKD-Impulspapier „Auf dem Weg zu einem nachhaltigen und gerechten Finanzsystem“ ans Herz gelegt:
www.ekd.de/orientierung-nachhaltiges-und-gerechtes-finanzsystem-65989.html

Um es vorweg zu nehmen: Der Weihnachtsbaum muss, wenn er nachhaltig sein soll, entweder selber gebastelt werden oder aus dem Öko-Landbau kommen. Tannenbäume gelten als Landwirtschaftsprodukte und kommen zum übergroßen Anteil von Plantagen, die Herbizide, Insektizide und künstlichen Dünger einsetzen. Nur 0,6% der 28 Mio. Pflanzen stammen aus dem Ökolandbau. 2020 hat der BUND in einer Studie nachgewiesen, dass jedes zweite Bäumchen Pestizid-Rückstände in die Weihnachtsstuben mitbringt. Da freut sich weder das Christkind, noch Tiere, Pflanzen oder Böden. Einkaufs-Tipp: In Dresden gibt es zwei Verkaufsstellen vom Bioland-Betrieb aus Klingenberg: am Straßburger Platz, vorm Eingang zum Einkaufszentrum und in Blasewitz am Frieda-Markt auf der Tolkewitzer Straße. Auch einige Baumärkte verkaufen Bio-Tannen. Unbedingt ist auf klassische Siegel wie Bioland, Demeter, Naturland oder das EG-Bio-Siegel zu achten. Denn auf Flächen, wo bio-zertifizierte Bäumchen wachsen, sind Pestizide und Kunstdünger tabu. Oft sorgen hier Schafe für die Pflege der künftigen grünen Stuben-Divas. Die gleichen Bedingungen erfüllen auch die Bäume aus FSC-zertifizierten Forstbetrieben. Kein-Tipp: Ein Baum aus Kunststoff verursacht soviel CO2 und Schadstoffe bei der Produktion, dass er im Vergleich zu einem echten Bäumchen etwa 16-17 Jahre genutzt werden müsste, um „sparsamer“ zu sein. Bei einer von den Herstellern angegebenen Lebenszeit von acht bis zehn Jahren, fällt diese Option also aus. Alternativ-Tipp: Man könnte sich einen „Keinachtsbaum“ anschaffen, den man – wie Pettersson und Findus – mit (selbst-gesammelten) Zweigen schmückt (www.keinachtsbaum.de) oder einfach die Zimmerpflanze dekorieren (sagt die Jugend im Haus der Autorin). Zu guter Letzt der Spezi-Tipp: holen Sie ihr Bäumchen – egal, welches es nun wird – am besten ohne Auto ab! www.robinwood.de

Und die Schoko-Nikoläuse kauft man natürlich am besten in fairtrade-Qualität. Der Weltladen freut sich über Kundschaft 🙂