„Die Klimakrise fordert unseren Glauben und unser Handeln. Es braucht klare Worte, entschlossene Hoffnung und tätige Umkehr und es braucht sie jetzt!“ Annette Kurschus, EKD-Ratsvorsitzende
Der zweite Teil des 6. Sachstandsberichts des Internationalen Klimarates (IPCC) zu Klimafolgen, Anpassung und Vulnerabilität belegt die dramatischen Folgen des Klimawandels. Er zeigt auf, wie die Folgen des Klimawandels zu unbeherrschbaren Katastrophen und unberechenbaren Kosten führen und unterstreicht die Dringlichkeit, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Bereits heute leiden Millionen Menschen unter der Klimakrise, verlieren ihre Existenzgrundlage und werden zu Klimaflüchtlingen. Sie müssen die Folgen tragen, obwohl sie am wenigsten zu den Ursachen beigetragen haben. Beim Überschreiten der Kipppunkte werden unumkehrbare Prozesse ausgelöst, die ein noch größeres Konfliktpotential als heute in sich bergen. Schon jetzt wird deutlich, dass der Weg zur Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen auch friedens- und sicherheitspolitisch von Bedeutung ist. Deshalb fordern wir die Bundesregierung auch im Rahmen der G7-Präsidentschaft unter dem Leitmotto „Transforming now for 1.5 C“ zu entschiedenem Handeln in folgenden Bereichen auf:
1. Deutlichere Anstrengungen aller Vertragspartner des Pariser Klimaabkommens: Die bisher eingereichten Klimazusagen der Vertragsstaaten sind unzureichend, um die Erderhitzung auf 1,5°C zu begrenzen. Wir fordern die Bundesregierung auf, den eigenen Verpflichtungen nachzukommen und sich dafür einzusetzen, dass sich alle Länder ehrgeizigere Ziele für das Jahr 2030 setzen und diese entschieden umsetzen. Die globalen Treibhausgasemissionen müssen bis 2030 um 45% sinken.
2. Umsetzung des 100 Mrd. Versprechens für die internationale Klimafinanzierung: Bereits 2009 haben sich die Industrieländer dazu verpflichtet, die finanzielle Unterstützung für ärmere Länder bis 2020 auf jährlich 100 Mrd. USD zu steigern. Das Ziel wurde bisher verfehlt. Wir fordern die Bundesregierung auf, darauf hinzuwirken, dass das bestehende Ziel von 100 Mrd. USD international vor allem durch neue Zusagen und zusätzlich zur öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit erreicht wird. Die deutsche Regierung hat 2021 versprochen, den deutschen Anteil der internationalen Klimafinanzierung bis spätestens 2025 von 4 Mrd. EUR auf 6 Mrd. EUR jährlich zu erhöhen. Angesichts der Wirtschaftskraft und der Mitverantwortung Deutschlands für die Klimakrise müssen die deutschen Beiträge pro Jahr bis 2025 auf mindestens 8 Mrd. EUR erhöht werden. Die Industriestaaten müssen sich bei der diesjährigen Weltklimakonferenz auf eine faire und notwendige Klimafinanzierung ab 2025 einigen.
3. Angemessene Unterstützung bei der Bewältigung von Schäden und Verlusten: Die größten Wirtschaftsmächte (G20) sind für rund 80 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Die ärmsten Länder, in denen 9 % der Weltbevölkerung leben, haben bisher nur 0,5 % zur menschengemachten Erderhitzung beigetragen . Sie haben aber ein ungleich höheres Risiko, unter den Folgen der Klimakrise zu leiden. Seit Jahren weigern sich die Industrieländer, den Forderungen der Entwicklungsländer nach dringend benötigten Mechanismen zum Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten nachzukommen. In Anwendung des Verursacherprinzips fordern wir die Bundesregierung und andere Industrieländer auf, Zusagen für zusätzliche Finanzmittel für die Bewältigung von klimabedingten Verlusten und Schäden zu machen, die über die zugesicherten Beiträge für Minderung und Anpassung hinausgehen. Deutschland mit seinem G7-Vorsitz sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen.
Neben vielen anderen kirchlichen Institutionen, Kirchgemeinden und Initiativen hat auch das ÖIZ unterschrieben.